IMAP oder POP3 – Arten des Mailempfangs im Vergleich

Wer schon einmal ein eigenes E-Mail-Konto eingerichtet oder sich zumindest mit der Funktionsweise der E-Mail-Übertragung auseinandergesetzt hat, hat mit großer Sicherheit die Begriffe IMAP und POP3 gehört. Jene Protokolle werden von E-Mail-Clients wie z.B. Mozilla Thunderbird, Opera oder Windows Live Mail verwendet, um empfangene Nachrichten anzuzeigen.

Doch je nachdem, ob es sich um das Netzwerkprotokoll IMAP oder um das Übertragungsprotokoll POP3 handelt, ist die Vorgehensweise verschieden. Die wenigsten Benutzer wissen, worin die Unterschiede bestehen und welche der beiden Optionen die bessere ist. 

Wir klären auf!

So funktioniert POP3

Das Post Office Protocol Version 3 erschien im Jahr 1988. Dank dem Protokoll ist es möglich, elektronische Post mithilfe eines E-Mail-Clients abzurufen. Der Client stellt hierbei eine Verbindung zu einem Posteingangsserver her, auf dem die notwendige Software installiert sein muss. Der POP3-Client greift zu diesem Zweck auf Port 110 oder, falls die Verbindung verschlüsselt ist, auf Port 995 zurück. 

Für die Kommunikation sendet der POP3-Client Kommandos aus. Der Posteingangsserver beantwortet jedes Kommando unverzüglich mit einer positiven (+OK) oder einer negativen (-ERR) Statusmeldung. Findet der Abruf der Nachrichten statt, werden die E-Mails, die sich auf dem Posteingangsserver befinden, lokal auf dem Rechner gespeichert und, nachdem die Verbindung wieder getrennt wurde, vom Server gelöscht. Der Inhalt der Nachrichten lässt sich öffnen und bearbeiten, ohne, dass die Verbindung zwischen dem Client und dem Server fortbesteht.  

Falls die Verbindung während des Nachrichtenabrufs unterbrochen wird, bleiben die E-Mails auf dem Server erhalten und der POP3-Client startet einen erneuten Versuch.

Vereinfacht gesagt funktioniert POP3 wie ein klassischer Briefkasten: Werden die Briefe morgens ins Haus geholt, ist der Briefkasten leer und es liegt nun in der Verantwortung des Hausbesitzers, die Briefe sicher aufzubewahren.

So funktioniert IMAP

Die ersten experimentellen Versionen von IMAP entstanden um dieselbe Zeit wie POP3. Die vierte Version, die heute in leicht geänderter Form genutzt wird, wurde im Jahr 1994 veröffentlicht. Das Internet Message Access Protocol ermöglicht den Zugriff auf elektronische Nachrichten, die sich auf einem Posteingangsserver befinden. Die Verbindung zwischen dem E-Mail-Client und dem Server bleibt während der gesamten Sitzung (sprich: solange Sie im Konto eingeloggt sind) bestehen. Die Inhalte einzelner Ordner und E-Mails werden auf Anfrage angezeigt, wobei sämtliche Nachrichten und Ordnerstrukturen so lange auf dem Server gespeichert bleiben, bis sie manuell gelöscht werden.

Für die Verbindung nutzt der IMAP-Client Port 143 oder, bei verschlüsselter Verbindung, Port 993. Der Client kommuniziert mit dem Mailserver über Textmeldungen, benötigt jedoch keine direkte Antwort, bevor er weitere Kommandos aussenden kann. Deshalb liegt jeder Textmeldung eine Kennung bei, mit der die später ausgesandte Antwort zugeordnet werden kann. Der Server kann mithilfe der Antwortfunktion Informationen aussenden, den Client um weitere Informationen bitten oder über den Erfolg bzw. Misserfolg des Kommandos berichten.

IMAP und POP3 gegenübergestellt – Das sind die Unterschiede

Schnell wird klar, dass zwischen den beiden Protokollen grundlegende Unterschiede bestehen. Mit IMAP halten die E-Mail-Clients eine dauerhafte Verbindung zum Posteingangsserver aufrecht, während sie mit POP3 nur eine temporäre Verbindung eingehen, die dem Abruf der Nachrichten dient. Bei der Verwendung von IMAP können mehrere E-Mail-Clients (z.B. auf verschiedenen Endgeräten) zur selben Zeit auf den Datenbestand zugreifen und finden stets synchronisierte Inhalte vor, während der Zugriff mit POP3 auf einen einzelnen Client beschränkt ist.  

Die Unterschiede werden in der folgenden Tabelle noch besser sichtbar.

IMAP POP3
dauerhafte Verbindung zum Server temporäre Verbindung zum Server
einzelne Nachrichten werden auf Anfrage vollständig geladen alle Nachrichten werden anfangs auf das Endgerät heruntergeladen
E-Mails bleiben auf dem Server gespeichert E-Mails werden vom Server gelöscht, sobald sie lokal verfügbar sind
Nachrichten können von mehreren Clients abgerufen werden Nachrichten können von nur einem Client abgerufen werden
das Anlegen eigener Ordner auf dem Server ist möglich die Funktionalität ist auf das Abholen von E-Mails beschränkt
E-Mails können nur bei bestehender Internetverbindung gelesen werden E-Mails können auch offline gelesen werden
Backups liegen in der Verantwortung der Anbieter Backups liegen in der Verantwortung der Benutzer

Die Vor- und Nachteile erklärt

Sie wissen nun also, dass IMAP und POP3 unterschiedlich funktionieren. Doch was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Vorgehensweisen und für welches Protokoll sollten Sie sich im Zweifelsfall entscheiden?

Das Übertragungsprotokoll POP3 lohnt sich eigentlich nur dann, wenn Sie Ihre E-Mails stets auf ein- und demselben Gerät abrufen möchten und keine weiteren E-Mail-Clients oder Endgeräte nutzen. Sobald die elektronischen Nachrichten heruntergeladen wurden, sind Sie auf keine Internetverbindung mehr angewiesen und können die Mails auch offline lesen und bearbeiten. Der einzige wirkliche Vorteil von POP3 ist jedoch, dass die Postfächer viel weniger Speicherplatz benötigen.

POP3 ist nachteilig, wenn Sie mehrere Endgeräte wie Heim-Computer, Büro-PC und Smartphone verwenden, um auf Ihr E-Mail-Postfach zuzugreifen. Markieren Sie beispielsweise eine E-Mail an Ihrem Heim-Computer als “gelesen”, wird sie auf den anderen Geräten weiterhin als “ungelesen” angezeigt, da keine Synchronisation stattgefunden hat.

TIPP: Es ist möglich, mit einem POP3-Postfach Ihre E-Mails auf mehreren Geräten zu lesen, indem Sie die Standardeinstellung ändern.
Aktivieren Sie hierzu in den erweiterten POP3-Einstellungen das Kästchen “Kopie aller Nachrichten auf dem Server belassen”. Weiterhin können Sie auswählen, ob die Kopien nach einer bestimmten Anzahl an Tagen automatisch vom Server gelöscht oder erst beim Leeren des Ordners “Gelöschte Elemente” entfernt werden sollen.

Bei der Nutzung eines IMAP-Postfachs sind alle Endgeräte miteinander verknüpft – Sie können z.B. Entwürfe, die Sie im Büro begonnen haben, auf dem Heimweg mit Ihrem Smartphone finalisieren oder auf der Arbeit gesendete Nachrichten daheim noch einmal einsehen. Außerdem ist es möglich, ein Postfach mit mehreren Personen zu teilen, die jeweils von ihren eigenen Geräten aus darauf zugreifen. 

IMAP ist auch dann vorteilhaft, wenn Sie unterwegs die mobile Datenverbindung aktivieren. Da nur diejenigen Nachrichten, die Sie auch wirklich öffnen wollen, geladen werden, lässt sich das Lesen von sehr großen E-Mails auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Das Lesen der Nachrichten ist nur bei bestehender Internetverbindung möglich.

Der einzige nennenswerte Nachteil von IMAP ist die deutlich stärkere Auslastung des Mailservers, da die E-Mails einfach mehr Speicherplatz “schlucken”. Davon bekommen die Benutzer im Regelfall aber nichts mit.

Es gibt Menschen, die sich mit dem beschränkten Funktionsumfang von POP3 begnügen – doch deren Anzahl nimmt kontinuierlich ab. Gerade für Personen, die viel reisen und ihr E-Mail-Konto sowohl geschäftlich als auch privat nutzen, empfiehlt es sich, auf das modernere und funktionsreichere IMAP-Protokoll zurückzugreifen.

Noch einmal zusammengefasst…

  • Die Protokolle IMAP und POP3 sind dafür verantwortlich, dass Sie auf dem Posteingangsserver gespeicherte Nachrichten in Ihrem E-Mail-Client lesen können.
  • Bei der Nutzung von POP3 werden alle neuen Nachrichten auf einmal heruntergeladen und lokal verfügbar gemacht.
  • Bei der Nutzung von IMAP werden die auf dem Posteingangsserver gespeicherten Mails direkt beim Öffnen geladen.
  • POP3 eignet sich für Personen, die Ihr E-Mail-Konto auf einem einzigen Gerät verwalten.
  • IMAP wird heutzutage verstärkt empfohlen, da das Protokoll einen einheitlichen Zugriff über mehrere und verschiedene E-Mail-Clients hinweg ermöglicht.